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Corona geht, die sozialen Fragen bleiben

Von: Valentin Persau

 

„Der Sommer wird gut“ -  Mit Fortschreiten der Impfkampagne, einem starken Rückgang des Infektionsgeschehens und weiterer Öffnungsschritte kehrt für viele Menschen Stück für Stück die „Normalität“ zurück. Endlich wieder Freund*innen und Familie treffen, im Büro nach langer Zeit wieder persönliche Kontakte zu Kolleg*innen haben oder in den Urlaub fahren. Derzeit dominiert eine Stimmung der Erleichterung und der Unbeschwertheit, auch wenn die Warnungen vor einer weiteren Corona-Welle lauter werden.

Armut hat sich verschärft und verfestigt

Doch längst nicht für alle ist eine Rückkehr zur Normalität möglich. Die Pandemie hat bei vielen Spuren hinterlassen. Die in den letzten Jahren gestiegenen Arbeitsmarktrisiken haben sich in hohem Maße bei den vulnerabelsten Arbeitsmarktgruppen niedergeschlagen. Häufig haben gerade Menschen in prekärer Beschäftigung ihre Jobs verloren und auf Grund ihres Status weniger soziale Sicherheit erfahren. Pandemiebedingte Insolvenzen können in nächster Zeit zu weiteren Jobverlusten führen. Viele Menschen stehen jetzt zudem vor einem Berg unbezahlter Rechnungen und neuer Schulden. Für viele hat sich Armut und soziale Ausgrenzung 15 Monate lang weiter verschärft und verfestigt. Wer vor der Pandemie bereits arm war, für den ist die Aussicht auf ein Durchatmen und soziale Teilhabe – auf Urlaub, auf den Cafébesuch mit Freund*innen und auf Unbeschwertheit – noch immer in weiter Ferne.  Auch die offenkundigen Benachteiligungen bei der Bildung und der sozialen Entwicklung junger Menschen haben sich massiv verschärft. Viele Menschen in den sog. systemrelevanten Berufen sind zudem überarbeitet und erschöpft. Viele fragen sich jetzt, wie lange sie unter den bestehenden Belastungen noch durchhalten und wünschen sich, dass sich die Wertschätzung während der Corona-Zeit endlich in nachhaltig bessere Arbeitsbedingungen übersetzt.

Strukturell hat sich wenig getan. Das muss sich ändern!

Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass sich die geschilderten Problemlagen nicht in Luft auflösen werden, sobald die Pandemie überwunden ist. 15 Monate Corona lassen sich nicht einfach zurückdrehen. Die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt, bei  Bildung und  Gesundheit werden in verschärfter Form fortbestehen. Denn bisher ging es um Pandemiebewältigung im Hier und Jetzt. Strukturell hat sich wenig getan. Das muss sich ändern! Jetzt im Wahlkampf  ist der Augenblick für einen langfristigen Blick auf die sozialen Fragen nach Corona. Es ist Zeit für eine Debatte um eine grundsätzliche Neuausrichtung. Die AWO setzt sich dabei für einen Aufbruch nach Corona ein, für ein Investitionsprogramm in den sozialen Zusammenhalt, in die Daseinsvorsorge, in einen starken Sozialstaat, in die Zukunft!  Nur mit verlässlich finanzierten und passgenauen Angeboten, Hilfen und Dienstleistungen lassen sich die verschiedenen sozialen Folgen von Corona sowie anstehende Herausforderungen wirksam bewältigen.

Weiteres zur Bundestagswahl

Die AWO begleitet die 12 Wochen bis zur Wahl unter dem Motto „Deutschland, Du kannst das!“ mit sozial- und gesellschaftspolitischen Forderungen an die kommende Bundesregierung. In dieser Woche wird der Themenschwerpunkt „Aufbruch nach und mit Corona“ beleuchtet. Mehr dazu unter: https://awo.org/bundestagswahl-2021

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