Aktuell
24.01.2022 | Veröffentlichung

DEVI Themenblatt Privilegien

Von: Jannes Hesterberg

 

Das neue Themenblatt für eine inklusive und vielfältige demokratische Praxis in der Kindertagesbetreuung ist da!

Privilegien
Macht, Einfluss und Handlungsmöglichkeiten

 

Die Publikation hat die Artikelnummer 12128 und kann unter werbung@awo.org bestellt werden.

Demokratie stärken. Vielfalt gestalten.

Während es im Feudalismus noch üblich war, dass Privilegien bestimmten Gesellschaftsschichten wie dem Adel, der Kirche oder Offizieren vorbehalten waren, so ist es heutzutage (laut dem Grundgesetz) ein Ziel, dass nicht bestimmte Menschen(-Gruppen) benachteiligt oder bevorzugt werden dürfen, sondern alle Inhaber*innen derselben Rechte sind. Dennoch zeigt sich weiterhin, dass Privilegien bestimmte Personengruppen mit mehr Vorteilen ausstatten, sodass für sie Zugänge leichter und Barrieren niedriger werden. Privilegierte Personen können daher Ziele schneller erreichen und erfahren weniger Widerstand bei deren Umsetzung. Sie erleben sich dadurch häufig als wirksamer und selbstbestimmter. Sie begegnen in vielen Lebensbereichen mehr „offenen Türen“ und müssen weniger Konflikte bei der Umsetzung ihrer Wünsche und Bedürfnisse bewältigen. Dadurch haben privilegierte Menschen z. B. in ihrer Lebensgestaltung mehr Freiheiten als andere Menschen.

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Wenn du nicht darüber nachdenken musst, bist du privilegiert!“

Dieser Satz veranschaulicht, dass wir vorhandene Privilegien im Alltag kaum reflektieren. Oft werden uns Privilegien erst dann bewusst, wenn wir sie selbst nicht genießen, von ihnen nicht profitieren und besonders dann, wenn wir aufgrund fehlender Privilegierung Benachteiligung erfahren – aber gleichzeitig erleben, dass andere davon nicht betroffen sind. Ungleichheits- und Ungerechtigkeitserfahrungen sind oft prägende Momente in der persönlichen Diskriminierungserfahrung. Außerdem können solche Erlebnisse beständig wiederkehren und sich in Form von Alltagsdiskriminierung einprägen. Sprich: Fehlende Privilegien können bewirken, dass Personen tagtäglich damit konfrontiert werden, dass sie in gewissen Bereichen unprivilegiert sind.

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Privilegien in der Kindertagesbetreuung

Wie im online abrufbaren Themenblatt Adultismus – Auseinandersetzung, Auswirkungen und Verwobenheit dargelegt, kommen Kinder sehr früh mit Diskriminierung in Kontakt. Durch Adultismus als Alltagsdiskriminierung lernen sie, wie Unterdrückung und Machtstrukturen funktionieren, und erleben, dass Machtmissbrauch und Abwertung anderer der Sicherung eigener Privilegien dienen können.

Bei den meisten Privilegien handelt es sich um geburtsbedingte, unveränderliche Eigenschaften, die schon ab dem frühen Kindesalter wirkmächtig sind. Ob in der Interkation von Fachkräften mit Kindern, mit Erziehungsberechtigten oder Kolleg*innen – überall können verschiedene Privilegien und daraus erwachsende Ungleichbehandlung beobachtet werden.

https://www.awo.org/devi-themenblatt-adultismus 

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Klassismus in der Kindertagesbetreuung

In Kitas und in der Kindertagespflege kommen Kinder und Erwachsene aus verschiedenen Klassen und Schichten zusammen. Wobei hier das Einzugsgebiet bereits einen großen Einfluss auf die Bandbreite der vertretenen Herkünfte haben kann. So gibt es in der einen Kita oder Kindertagespflege neben Kindern aus der Mittelschicht auch Kinder, die in Armut leben, und Kinder, die in Reichtum aufwachsen. Andere Kitas werden dagegen von Kindern besucht, von denen ein Großteil in Armut aufwächst, in wieder anderen wachsen die meisten in Reichtum auf. Klassismus privilegiert Kinder, die in Reichtum aufwachsen. Sie machen die Erfahrung von mehr Einfluss und Auswahl bei ihrer Lebensgestaltung und genießen mehr Teilhabe durch mehr finanzielles und kulturelles Kapital der Erziehungsberechtigten. Kinder, die in Armut aufwachsen, sind dagegen von Beginn an gegenüber anderen Kindern aus „höheren“ Klassen unprivilegiert. Sie haben weniger finanzielles Kapital und dadurch weniger Möglichkeiten der Teilhabe. Deshalb erfahren sie häufiger und früher Limitierung und Grenzen im Vergleich zu Kindern, die in Reichtum aufwachsen.

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Privilegien und Rassismus

Rassismus ist eine strukturelle Form der Diskriminierung, die ein Machtgefälle zwischen einer weißen Dominanzgesellschaft und davon abweichenden nicht-weißen Gruppen etabliert. Dabei werden Menschen aufgrund ihrer (zugeschriebenen) Herkunft, Hautfarbe, Religion, Sprache oder Kultur diskriminiert und als ungleichwertig angesehen und behandelt. In Deutschland sind davon Menschen betroffen, die z. B. keine blasse Hautfarbe haben, die nicht-christlichen Religionen angehören oder Menschen mit nicht-westeuropäischen familiären Hintergründen. Es werden Gegensätze zwischen der weiß-deutschen und allen „anderen“ Gruppen konstruiert, die es so nicht gibt. Die „Anderen“ werden häufig als weniger intelligent und intellektuell fähig, dafür aber als wild, wütend, aggressiv oder exotisch, teilweise auch vermeintlich positiv als körperlich oder künstlerisch oder mathematisch besonders begabt dargestellt. Bei all diesen Stereotypen werden ganze Gruppen von Menschen auf wenige Merkmale reduziert, während ihnen andere aberkannt werden. So wird den betroffenen Personen ihre Individualität und Menschlichkeit genommen, auch bei der Zuschreibung vermeintlich positiver (beneidenswerter) Merkmale.

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Die Auseinandersetzung mit und Reflexion von Privilegien soll dafür sensibilisieren, Ungleichheit zu hinterfragen und Beteiligungsmöglichkeiten zu stärken. Dies ist mit der Aufgabe verbunden, als Fachkraft eigene Vorannahmen, Vorurteile und Privilegien, aber auch Benachteiligungen, Diskriminierungen und Marginalisierungen zu erkennen. Es umfasst auch, Kinder und deren Erziehungsberechtigte als Akteur*innen anzuerkennen, die aus unterschiedlichen Lebensrealitäten kommen und mit verschiedenen Privilegien ausgestattet sind, und täglich an der Überwindung von Diskriminierung und Ausgrenzung mitzuwirken.

Privilegien Macht, Einfluss und Handlungsmöglichkeiten

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Mit dem Projekt „DEVI - Demokratie stärken. Vielfalt gestalten." möchte der AWO-Bundesverband die Themen Selbstreflexivität, Vorurteilsbewusstsein sowie Demokratieentwicklung und Vielfalt gezielt in den Fokus stellen und die professionelle Auseinandersetzung mit Ihnen Fördern.

Die Publikation hat die Artikelnummer 12128 und kann unter werbung@awo.org bestellt werden.

 

 

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